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Auseinandersetzung um den OB in der Leserbrief-Rubrik der EN

Passend zum Faschingsdienstag und zu Hintergrundinformationen über die gescheiterte Kandidatur des derzeitigen OB zum Posten des Präsidenten des Bayerischen Sparkassenverbandes erschien in den Erlanger Nachrichten am 12.02. auf S. 29 mein Leserbrief mit der Überschrift „OB als ‚Leichtmatrose'“, in dem der Auftritt des OB auf dem Neujahrsempfang des Ortsbeirat in Tennenlohe gewürdigt wird. Die Charakterisierung des OB beruht auf langjähriger Beobachtung und auf den in den letzten Jahren gemachten vielfältigen  Erfahrungen. Dass dies nicht jedem schmeckt, ist klar, und es hat auch bisher kaum jemand gewagt, das Verhalten des OB so, wie im Leserbrief geschehen, darzustellen. Eine wütende Antwort von Dr.Rupert Kamlah (EN 16.02.) war die Folge. Dazu mehr nach dem Ende des Leserbriefs, der hier abgedruckt wird (Rolf Schowalter):

„Überschwängliches Lob aus dem Mund von OB Dr.Balleis für Tennenlohe anlässlich des Neujahrsempfangs des Ortsbeirats im Fraunhofer Institut IIS: für das Forschungsinstitut war das Lob durchaus angemessen, aber es sollte wohl v.a. an die Tennenloher Bürgerinnen und Bürger gerichtet sein, und da war es unglaubwürdig, wenn nicht gar provozierend. Bisher hat Tennenlohe mit seiner Wohnbevölkerung sich nicht der Wertschätzung durch die Stadt erfreut, eher ist das Gegenteil der Fall. Wenn nun der OB derart dick aufgetragen hat (Tennenlohe sei die Spitze von Erlangen, Erlangen die von Bayern usw.), dann wollte er  wohl nach der Klatsche in der G 6-Entscheidung und im Vorfeld diverser Wahlen sich bei den Tennenlohern wieder beliebt machen.

Zugegeben: er ist ein sehr guter „Entertainer“, wie ihn Klaus-Dieter Schreiter in den EN treffend beschrieben hat. Er kann reden, blendend formulieren, es gibt kein Stocken, die Satzkaskaden ergießen sich flüssig und variantenreich, der OB kann glänzende Wort-Girlanden werfen, die Inhalte zum Verschwinden bringen. Nur seine Gestik ist noch ein wenig verbesserungsbedürftig: seine Hände an weit gereckten Armen greifen oft ins Leere.

Die Themen, die angesprochen worden sind, ließen aufhorchen: Erlangen sei offen für seine ausländischen Mitbürger, es bestehe eine Willkommenskultur. Das weiß man seit OB Hahlwegs Zeiten, es war nur ein wenig in der letzten Zeit in Vergessenheit geraten und es gab diverse Probleme, die aber für den amtierenden OB gar keine sind: denn sein Augenmerk bei dem Slogan ist auf etwas ganz anderes gerichtet: zwar können, wie er ausgeführt hat,  40% der Erlanger Einwohner einen Migrationshintergrund nachweisen, aber willkommen sind vor allem, das zeigte ein vom OB genanntes Beispiel, diejenigen, die, sehr gut ausgebildet, wichtige Funktionen in der Arbeitswelt wahrnehmen und deutlich zur Hebung des Brutto-Inlandsprodukts, früher Brutto-Sozial-Produkt genannt, beitragen. Kein Wort von Flüchtlingen und Asylanten, kein Wort vom Umgang der Stadt mit Abschiebungen, kein Wort zu Integrations- und Bildungsproblemen, all dies wird vom OB ausgeblendet: Für ihn gibt es keine Probleme, sondern nur eitel Sonnenschein, und wenn es Probleme gegeben haben sollte, dann sind sie auch schon zu aller Zufriedenheit gelöst (s. SV Tennenlohe Sportplatzerweiterung). Reflexionen sind nicht seine Stärke. Umgangssprachlich nennt man ein solches Naturell „Leichtmatrose“.

Jetzt hat der Bayerische Sparkassenverband auf seine Dienste als künftiger Präsident verzichtet, weil ein „Mann vom Fach“ gewünscht wird. Und so muss Balleis wegen noch nicht erreichter Altersgrenze, er wird im August 60 Jahre alt,  noch einmal als OB-Kandidat in Erlangen antreten. Ich hätte ihm den Posten beim Sparkassenverband von ganzem Herzen gegönnt.“ [Ende des Leserbriefs]

In seiner Replik beschwert sich Dr. Kamlah, den ich übrigens persönlich sehr schätze, dass die Redaktion der EN meinen Leserbrief überhaupt abgedruckt hat, und solches wäre in der Tat unter der Herrschaft eines Herrn Udo B.Greiner, der  jahrzehntelang CSU-Hofberichterstattung betrieben hat, undenkbar gewesen. Dr. Kamlah reagiert sehr emotional und argumentiert meines Erachtens sehr unüberlegt. Er wirft mangelnden Bezug meines Leserbriefs zu dem EN-Bericht über den Neujahrsempfang vor, hat diesen selbst aber  gar nicht gelesen, sondern bezieht sich nur auf die Überschrift. Er ist sehr ungehalten, dass Leserbriefe eines gewissen Rolf Schowalter in voller Länge abgedruckt werden, nimmt aber dieses Privileg selbstverständlich auch gerne selbst in Anspruch. Immerhin ist eine Diskusion in Gang gekommen und ich halte die Auseinandersetzung für sinnvoll.